Frenotomie und Zungenbeweglichkeit

"MOOVE IT- OR LOOSE IT! "

Dieser Satz bedeutet im Grunde genommen, dass ohne entsprechende Funktion der Zunge das Ergebnis einer Frenotomie in den seltensten Fällen befriedigend werden kann. Das hängt damit zusammen, dass zum einen eine nicht entsprechend vorhandende Zungenbeweglichkeit oft zu einer schlechteren (wieder restriktiveren) Wundheilung führt und zum anderen bedeutet die anatomische Möglichkeit Bewegungen nun auszuführen nicht automatisch, dass man das auch tut.

Als Beispiel wäre hier Kinder genannt, die, trotz anatomisch deutlich stärkerer Einschränkung der Zungenbeweglichkeit aufgrund eines extrem kurzen und auch sehr weit vorne ansetzenden Zungenbands zum Teil bessere Bewegungstendenzen zeigen als Kinder mit einem eher weit hinten sitzenden Zungenband, wo man eigentlich davon ausgehen müsste, dass ja im vorderen Bereich der Zunge durchaus Bewegung möglich sein sollte.

Von daher halten wir eingehende "Basisberatung" bei Säuglingen mit zu kurzem Zungenband durch fortgebildete Stillberaterinnen, ab Kleinkindalter bei Logopädinnen, mit Einleitung entsprechender die Muskelfunktion fördernden Übungen, Einbindung anderer Fachleute und natürlich auf den individuellen Problemkomplex zugeschnittene Beratungsansätze für so sinnvoll und wichtig. Daraus ergibt sich auch ein in der individuellen Situation sinnvoller Termin für die Durchtrennung des Zungenbandes.

Es sind einfach viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen und, um es noch einmal zu betonen, die chirurgische Trennung ist EIN (ohne Frage in vielen Fällen auch sehr wichtiger) Teil des Prozesses, aber es ist nur ein Teil.

Ein zu kurzes Zungenband definiert sich durch Funktionseinschränkung und dann sollte man auch im Hinblick auf die individuelle Situation auch immer im Auge behalten: welche Rolle spielt denn nun hier in diesem Fall vermutlich überhaupt das Zungenband? oder bearbeitet man lieber erst andere "Baustellen", bevor man sich weiter an das Zungenband ran wagt?